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Bei Black Cycles in Australien wurde eine Ducati Monster S4 umgebaut – und mit einem Turbolader aufgerüstet. Ihr Name: Soffiato, die Aufgeblasene.
Noel Muller aus Brisbane in Australien ist kein umbeschriebenes Blatt in der internationalen Custombike-Community. Er ist einer der kreativsten Motorrad-Umbauer Australiens und der Mann hinter Black Cycles. Mit seiner Bandbreite findet der Schrauber weltweiten Anklang. Von der Yamaha XT 500 als Restomod über eine Triumph als Preunit-Bobber bis zu einer Honda CBR 600 als Tracker hatte er sich schon vieles getraut. Sein jüngstes Projekt entstand auf Ducati-Basis – mit Turbolader.
Black Cycles-Kunde Simon Lin hatte seine Ducati Monster S4 im Jahr 2001 neu gekauft. Ein Riss im Kraftstofftank brachte den Stein dann ins Rollen. Nachdem eine andere Werkstatt in Sydney mit der Reparatur anscheinend überfordert war und stilistisch unpassende Retro-Teile aus Gfk drangebaut hatte, sagte Noel zu Simon: "Bring das Motorrad zu mir nach Brisbane, ich kümmere mich darum." Damit war eigentlich klar, dass es nicht bei der Reparatur des Tanks bleiben würde. Stattdessen begann ein neues Custombike-Projekt bei Black Cycles.
Die Gfk-Teile wurden entfernt, und die Monster S4 wurde ziemlich umgekrempelt. Statt den originalen Benzintank zu reparieren oder einen neuen zu montieren, formte Noel Verkleidungsteile aus Aluminium. Und er bestellte schlauchlose Drahtspeichenräder, Sonderanfertigungen, bei Kineo in Italien. Beim monatelangen Warten auf die Räder kam ihm eine Idee, und er schlug Simon – zunächst eher scherzhaft – vor: "Wir könnten ja auch gleich einen Turbo einbauen, damit Dein Motorrad etwas ganz Besonderes wird." Überraschenderweise biss Simon sofort an und stimmte zu.
Also wurde umgeplant: Oben, anstelle des Tanks, verkleidet das Aluminiumblech nun die Druckkammer mitsamt Ventil für den Turbolader, außerdem die Batterie und die Elektrik. Ein neuer Benzintank mit 11 Liter Volumen, ebenfalls aus Aluminium angefertigt, hängt nun mitsamt Benzinpumpe unten, unter den Edelstahl-Fußrasten.
Mit einem keramikbeschichteten Abgasturbolader von Garrett, versehen mit einem Luftfilter von K&N, baute Noel die Abgasanlage komplett neu auf. Währenddessen wurde der wassergekühlte Desmo-Twin mit 4 Ventilen pro Zylinder, der vom legendären Ducati-Superbike 916 stammte und im Originalzustand rund 100 PS leistete, von Theo bei Bike Therapy überarbeitet. Unter anderem wurde die Verdichtung zurückgenommen, auf 9:1, um den Motor turbotauglich zu machen.
Denn statt das Luft-Benzin-Gemisch nur anzusaugen, bekommt er es vom Turbolader hineingeblasen, geradezu hineingepresst. Die kinetische Energie hierfür wird per Turbine dem Abgasstrom entnommen. Mehr Luft und mehr Benzin in den Brennräumen – das ergibt logischerweise mehr Leistung.
In den 1980er-Jahren gab es einige Turbo-Modelle von den japanischen Motorradherstellern, doch bei Motorrädern setzte die Platz beanspruchende und aufwändig abzustimmende Turbo-Technik sich nicht durch – ganz im Gegensatz zu Pkw. Deutlich mehr Leistung, relativ zum Hubraum, das soll der Turbo auch bei der Adaption an das Ducati-Triebwerk bringen. Eine finale Abstimmung per Power Commander auf dem Prüfstand beim Cube Performance Center zielte jedoch nicht ins Extreme. Angepeilt waren zwischen 150 und 160 PS. "Milde Straßenabstimmung" nennt Noel das.
Sowohl der am Heck gekürzte Stahl-Gitterrohrrahmen als auch die schwungvolle Aluminium-Einarmschwinge von einer späteren S-Monster ließ Noel verchromen, andere Bereiche wurden poliert. Edle Akzente setzte Noel zudem mit perlweißem und mattschwarzem Lack auf den Karosserieteilen sowie mit zahlreichen Details aus Aluminium oder Edelstahl. Adam von Carmans Auto Trimmers steuerte das flache Solo-Sitzpolster bei, HEL Performance die Hydraulikleitungen für Bremsflüssigkeit und Öl.
Aus Berlin von Motogadget wurden Cockpit, Schalter, Leuchten und Funkschlüsselsystem nach Down Under geliefert, und Justin von Pop Bang Classics verkabelte das alles. Von Highsider stammen die Lenkerenden-Rückspiegel.
Bevor Kunde Simon Lin seine Ducati einzigartig verwandelt zurück bekam, verpasste Noel ihr noch einen Spitznamen: Soffiato. Auf Italienisch bedeutet das geblasen. In diesem Fall: aufgeblasen, als Anspielung auf den Turbolader. Simon und Noel, der Besitzer und der Macher, sind beide sehr stolz auf ihre Ducati Soffiato.
Noel Muller von Black Cycles in Brisbane, Australien, verpasste dieser Ducati Monster S4 eine maßgeschneiderte Aluminiumkarosserie, einen Turbolader und den Spitznamen Soffiato, die Aufgeblasene. Sie rollt nun auf schlauchlosen Drahtspeichenrädern von Kineo – mit 150 bis 160 PS.
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